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Religionsstifter glauben an das, was sie sagen und handeln danach, ihre Anhänger glauben an das, was sie erfunden haben und handeln danach. 

 

Die Geschichte der Religionen in Afghanistan

 

Mythologie, Zarathustra, Buddhismus, Islam

 

 

Von Asif Ahang

 

Wann und wie kamen die ersten Götter nach Afghanistan? Gab es in diesem Land auch vor dem Islam andere Religionen? Die Antwort auf die erste Frage kann nur eine Vermutung sein, die auf die zweite fällt genauer und leichter. Der heutige Afghanistan ist vermutlich vor zehn oder 15 Tausend Jahren – die genaue Zeit ist nicht festgelegt -  von arischen Stämmen, die wahrscheinlich aus den eisigen Gebieten Sibiriens ausgezogen waren, um neues bewohnbares Land zu finden, besiedelt worden. Wer die einstigen Ureinwohner dieses Gebietes waren, ist bis zum heutigen Tag nicht eindeutig bekannt. Die arischen Eindringlinge besetzten im Laufe der Zeit u. a. die Gebiete des heutigen Afghanistans, Irans, indischen Subkontinents, Georgiens, Aserbaidjans usw. und sie blieben dort – bis heute. Sie vertrieben entweder die Einheimischen oder schmolzen mit ihnen, wie in Indien ein. Einige Stämme zogen gen Westen weiter und tauchten später in Europa auf.  Das riesige Gebiet aber, das oben erwähnt wurde und sie damals nach und nach bewohnten, nannten sie „irinia-viga“: das Land der Arier. Dieses Land der Arier ist später, um es vereinfacht zu sagen, in zwei Kulturkreise geteilt worden, der erste ist uns heute noch als  Indien und Pakistan bekannt. Der zweite Kulturkreis wurde als Iran-Schar oder Falate-Iran (iranische Hochebene), Eran und letztendlich Iran bezeichnet worden. Zu Eran oder Groß-Iran zählten unter anderem folgende heutige Staaten: Afghanistan, Iran, Georgien, Aserbaidjan usw. Das die griechischen Historiker dieses riesige Reich später als das persische Reich bezeichnet haben, weil die Spitze des Reiches aus diesem Stamm her kam, ist den Weltvorstellungen der damaligen Zeit zuzurechnen. Dieser Gepflogenheit nach wäre Deutschland heute das Reich der Hannoveraner, weil der Ministerpräsident aus Hannover stammt. Spätere Forscher haben dann diese Bezeichnung übernommen. Die Menschen und Herrscher von Groß-Iran haben sich selbst nie als das persische Reich bezeichnet. Wäre es je so gewesen, hätten wir es zumindest bei Ferdawsi gelesen. Der große Dichter und Ahnenforscher schrieb sein kulturhistorisches Werk Das Königsbuch vor rund tausend Jahren.  Die Mächtigen Könige der Hachminiden aus dem Westen von Groß-Iran und aus dem Stamme der Perser titulierten sich selbst, Jahrhunderte vor Christi Geburt, als Könige von Eran. Und ihr Prophet, an dem sie glaubten war Zarathustra aus dem Osten von Groß-Iran (heutige Afghanistan). Die Machthaber von Eran (Groß-Iran) hatten später ihr Reich, um es besser gegen Türken, Inder und Römer verteidigen zu können in vier Bezirken mit eigenen Armeen aufgeteilt. Es waren: Khorasan (Teile des heutigen Afghanistan lagen in Khorasan nicht wie angenommen das ganze Land.), Kharbaran, Nimrozan und Aserbaidjan. Das nur ein Teil dieses gigantischen Kulturkreises heute Iran heißt, hängt  mit der politischen Lage im 20. Jahrhundert zusammen. Das alte Persien (heutige Iran) verkündete Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, dass der Name dieses Landes nicht mehr Persien, sondern Iran sei. Da es keine Proteste gab, wurde es von der Weltgemeinschaft so akzeptiert. Es wäre richtiger gewesen, wenn Persien zumindest in Westiran umgetauft worden wäre. Doch Reza Schah tat es nicht, er wollte nicht nur die verschiedenen Völker in seinem Land vereinen, sondern auch die Vergangenheit der gesamtem Region für sich in Anspruch nehmen. Seine Rechnung ist wie wir sehen aufgegangen. Wir Afghanen gehen heute davon aus, dass wir mit Iran nur eine geographische Nachbarschaft haben, dabei ist die Geschichte von Groß-Iran die Geschichte von heutigen Afghanistan und Iran und weitere Gebiete bis zur Machtübernahme durch unseren König Ahmad Schah „baba“ 1747.

Wenn also in diesem Aufsatz die Bezeichnung Iran  verwendet wird, dann ist damit der einstige große Kulturkreis gemeint zu dem viele heutigen Länder zählten. Doch nun zurück zu den Anfängen der Religionen im Gebiet des heutigen Afghanistans.

Die arischen Stämme also als sie umher zogen, um neues lebenswürdiges Land zu finden, hatten selbstverständlich ihren Glauben auf ihre beschwerlichen Reise mit im Gepäck. Einige der ersten Götter der Arier sind uns heute noch bekannt -  Mitra und Anaita sind zwei von ihnen. Nur Mitra wird stellvertretend hier Erwähnung finden.

 

Die ersten bekannten Götter im Gebiet des heutigen Afghanistans

  

Von Vagabunden zu sesshaften Bauern

 

Der Sonnengott Mitra

 

Die arischen Stämme priesen unter anderem einen Gott an, den sie Mehr (Mitra) nannten und als Sonnengott anbeteten. Sie waren der Überzeugung, dass Mitra größer und mächtiger war als alle anderen Gottheiten, von denen es eine ganze Reihe gab und in diesem Aufsatz keine Erwähnung finden.

Die Anhänger von Mitra beteten das Feuer als göttliches Wesen an und die Kräfte und Erscheinungen der Natur wie der Wind, die Berge, der Himmel, der Wald die Wüste, die Fruchtbarkeit des Frühlings usw.

Der Legende nach ist Mitra in Menschengestalt aus einer Höhle gestiegen und von einigen Hirten, die dort arbeiteten, gesehen worden. Die Hirten sollen in Erstaunen vor seiner Vollkommenheit ihn angebetet haben und Mitra soll für sie manches Wunder bewirkt haben. Das sei der Beginn dieser Religion gewesen, das die Menschen zum Ackerbau und Sesshaftigkeit und Einsiedlung einlud und die Zeit des Nomadentums für seine Anhänger beendet hat. Die Untersuchungen der amerikanischen Wissenschaftler Zeigen, dass im Gebiet von Balkh, Norden des heutigen Afghanistan,  und in den Gebieten der Grenze zu heutigen Iran vor rund sechs Tausend Jahren die Menschen in der Lage gewesen sind Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Das heißt lange bevor die alten Ägypter dazu in der Lage gewesen waren.

Mitra bedeutet im eigentlichen Sinn des Wortes „Bund“ und „Verbindung“. Er galt als Gott der gesellschaftlichen Ordnung und Gerechtigkeit. Die Hindus bezeichnen „Mitra“ als „Schiva“ und messen ihm andere Fähigkeiten bei. Mitra wurde im Laufe der Zeit viele andere Eigenschaften zugesprochen und letztendlich als Gott des Krieges und des Sieges, des Schicksals und Ernährer verehrt. Mitra wird auf einem Wagen, das von zwei weißen Pferden gezogen wird, dargestellt.

Für die Anhänger von Mitra galt das Opfern von einem Stier als religiöser Pflicht. Der Boden musste mit dem Blut des Tieres getränkt werden, Ein Brauch, das als nutzbringend für die Ernte galt. Später als Zarathustra, der als erster Monotheist vor Abraham gilt und in Balkh offiziell als Gesandter Gottes (auramazda) Anerkennung fand, wurde dieses Opferritual verboten.

In Zarathustras heiligem Buch Avesta wird Mitra als ein mächtiger Gott anerkannt, der dem einzig allmächtigen Gott des Lichtes „auramazda“ in seinem Kampf gegen „hariman“ (Herrscher der Dunkelheit) zur Seite steht.

Die Anhänger von Mitra waren der Überzeugung, dass Mitra in den Himmel gestiegen ist, um eines Tages zurückzukehren und die Menschheit vor allem Übel zu befreien. Der Sage nach wird die Zeit kommen, wo Mitra die Welt mit der Kraft des Feuers vor  Niedertracht reinigen wird.

Die Religion von Mitra fand nach vielen Jahrhunderten und Umwegen ihren Weg in die Stadt der Städte - nach Rom. Im reich der Römer wurde jährlich zu Ehren von Mitra dem Sonnengott am Ende des Monats Dezember eine große Feier veranstaltet, das später in ein heiliges, christliches Fest (Weinachten) umfunktioniert wurde.     

 

Von Vielgötterei zum Eingottglaube

  

Rechtes denken, rechtes Reden, rechtes Handeln

  

Zarathustra der Gesandter des einzigen Gottes

 

Zarathustra lebte vielen Quellen zu Folge nicht wie angenommen etwa 600 Jahre vor Christi Geburt, sondern vor rund 6000 Jahren. Wie dieses Datum zu Stande kommt, bedarf eine sehr lange Ausführung, die erstens den Rahmen dieses Aufsatzes springen wird und zweitens ohne Zweifel wegen ihrer Länge von den Verantwortlichen von Ost-Westlichen Journal gekürzt wird. Also belassen wir es dabei, dass Zarathustra vor rund achttausend Jahren in Sogd im heutigen das Licht der Welt erblickte. Er gehörte einer sesshaften Bauernfamilie an und trat als Erneuerer und Prophet unter seinem Volk auf. Er bekämpfte vehement die vielen Priesterorden der zahlreichen Götter seiner Landsleute und verlangte die Umwertung aller Werte. Für seine Mitmenschen wollte er neue Normen und gesellschaftlichen Regeln aufstellen, solche, die einer modernen Sesshaft gewordenen Gemeinde würdig waren. Mit anderen Worten: Zarathustra und seine Reformideen waren die notwendigen Antworten einer Gruppe von Menschen, die durch Ackerbau und Viehzucht auf dem Weg Kultur zu entwickeln und sich von den alten Glauben verabschieden wollten.

Die Botschaften von Zarathustra stehen in seinem Buch, das Avesta genannt wird und in geringem Umfang erhalten geblieben ist. Zarathustras verkündet:

 

Rechtes Denken – rechtes Reden – rechtes Handeln

 

Die Religion von Zarathustra ist geprägt von Liebe zum Leben und positivem Denken. Er motivierte die Menschen zum Ackerbau und lehrte ihnen, dass die Arbeit auf dem fruchtbaren Boden hoch geschätzt werden musste. Zu dem wurden die Gründung von Familie und Nachbarschaftspflege als edle Ziele anerkannt.

Zarathustra verkündete, dass „auramazda“ Gott des Lichtes und der Allmächtige das Universum in sechs „Gulbon“ (Phasen) erschaffen hatte. Seine Religion kennt neben einer Schöpfungsgeschichte auch den Gedanken eines Jüngsten Gerichtes. „auramazda“ wird am Tag der Auferstehung aller Toten mit einer Waage kommen und selbst die Taten eines jeden Menschen aufwiegen. Wer mehr Gutes vollbracht hat wird über die chinut-Brücke ins Paradies gelangen und umgekehrt in die Hölle. Auch die Muslime kennen die Idee von einer letzten Brücke (sarat-Brücke), die in die zwei ewigen Welten Paradies und Hölle führt.

Die Anhänger von Zarathustra, die es heute noch in kleiner Zahl geben soll, hoffen ebenfalls wie die Juden, Christen und schiitischen Muslime auf die Wiederkehr eines Erlösers, der die Welt dann vor allem Bösen befreien wird. Überhaupt gibt es erstaunlich viele Parallelen in der Schöpfungsgeschichte, die in Zarathustras Avesta geschrieben steht mit der im Altentestamen, auf die sich nicht nur die Juden und Christen, sondern auch die Muslime berufen.

Während im Alten Testament Noah die Welt unter seinen drei Söhnen teilt, glauben die Anhänger von Zarathustra, dass der ehrenwerte Faridon die Welt unter seinen drei Söhnen Salm, Ireg und Tur einteilt.

Die Anhänger von Zarathustra sind der Ansicht, dass „auramazda“ Gott des Lichtes, dem jungen Zarathustra erschienen ist und ihm das Buch der Weisheiten und Wahrheiten das Avesta-Buch in die Hände gelegt hat. Er ist beauftragt worden die Botschaft Gottes unter den Mensachen zu verbreiten.

Zarathustra gelingt es dem mächtigen König von Balkh genannt Gaschtasp von seiner frohen Botschaft zu überzeugen, der seine Verkündung zum offiziellen Religion seines Reiches erhebt. Hier ist der Beginn des Siegeszuges von Zarathustras Ideen in einem Gebiet das einst als Iran Schahr bekannt war und viele heutige Länder wie Afghanistan und Iran beinhaltete.

Zarathustra ist aber nicht nur ein sanfter Reformator, sondern auch ein unerschrockener Krieger gewesen. Er rät dem Herrscher von Balkh nicht mehr dem König von Turan, der auf der anderen Seite von Amu Flusses thronte, Attribut zu bezahlen und für die Unabhängigkeit seines Volkes zu kämpfen. Er selbst nimmt in vielen Kriegen Teil und wird schließlich in einer der zahlenreichen Schlachten getötet.

Er, der selbst Zeit seines Lebens gegen religiösen Institutionen und die „heuchlerische Schicht der Kleriker“  gekämpft hatte, wusste nicht, dass seine Nachfolger später gegen seine Vorstellungen mächtige Priesterorden gründen und die Anhänger anderer Religionen das Leben unerträglich machen.

Zarathustra entwarf das Bild einer bipolaren Welt, in der es ein fortwährender Kampf zwischen „auramazda“ Licht und „ariman“ Dunkelheit gibt. Aus diesem Grund befindet sich der Mensch ebenfalls in einem ständigen Kampf: Er darf „ariman“ nicht siegen lassen und soll durch rechtes denken, rechtes sagen und rechtes tun „auramazada“ zum Erfolg verhelfen. Zarathustra macht deutlich, dass der Mensch kein wertloses und unmächtiges Wesen ist, sondern ein Wesen, dass frei entscheiden kann und durch die Kraft seiner Vernunft in der Lage ist in Selbstentscheidung den Weg des Lichtes oder den der Dunkelheit zu wählen.

Der Mensch hat nach Avesta unter anderem drei heilige Pflichten:

1.        Du sollst deine Feinde zum freund machen

2.        Du sollst einen bösen Menschen zu einem guten machen

3.        Du sollst einen Unwissenden wissend machen

Ferner darf der Mensch seinen Mitmenschen nichts anmuten, was sie sich selbst nicht wünschen.

Die erste Pflicht eines Zarathustra Anhängers ist es Gott also „auramazda“ anzubeten. Es ist ihnen Verboten Tempel zu errichten oder gar Götzengestallten herzustellen. Erlaubt ist nur Opferstätte auf Bergen oder Stadtzentren zu bauen, die alle mit einer Feuerstelle versehen sind, in der es ständig Feuer flackert.     

Alle die an Zarathustras Religion glauben dürfen ihre Toten nicht begraben oder brennen, die Erde und die Luft sollen dadurch nicht verschmutzt werden. Sie müssen die Körper der Verstorbenen auf sogenannten „Stummen Türme“ liegen lassen, damit sie von Vögeln gefressen werden.

 

Begegnung zwischen Juden und Zarathustras Anhänger

 

Als Kurusch Babylon eroberte, befreite er die dort in Gefangenschaft lebenden Juden und erlaubte es ihnen zurück nach Jerusalem zu ziehen. In religiös jüdischen Schriften wird Kurusch, ein Anhänger von Zarathustra, als ein ehrenwerter Mensch bezeichnet und vieles mehr. Es wird nun angenommen, dass die Begegnung von Juden und die Anhänger von Zarathustra nicht ohne gegenseitigem sich beeinflussen gewesen sein könnte. Denn die Quellen, die vorhanden sind, zeigen, dass sie die beiden Religionsgruppen sich mit größtem Respekt begegnet sind. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Gemeinsamkeiten, die es im alten Testament und dem Buch von Zarathustra dem Avesta gibt aus dieser Begegnung herrühren könnte.

Im folgenden Gedicht, das vor rund Achthundertjahren von dem großen Dichter Sadi verfasst worden ist, wird die Begegnung zwischen einem Zarathustra Anhänger und der hebräische Prophet Abraham geschildert. Es wird erzählt, dass Abraham einen Reisenden zu sich zum Essen einlädt und ihn dann tadelt als er sieht, dass der Gast nicht sein Tischgebet nachahmt. Der Fremde erklärt dem Propheten, dass sein Priester, dem das Feuer heilig ist, ihm keinen ähnlichen Tischgebet beigebracht hat. Manche Historiker nehmen dieses Werk unter anderem als Beweis dafür, dass Zarathustra lange vor Abraham gelebt und gewirkt haben muss.

 

Buddhismus in Afghanistan

  

Auswege aus einem leidvollen Leben

 

 

Um über Buddhismus in Afghanistan zu sprechen zu kommen, müssen bei Alexander der Große anfangen. Nach dem Alexander das mächtige Reich der Achaminiden besiegt hatte und ganz Groß-Iran erobert hatte, entschied er sich auch Indien zu unterwerfen und das Ende der Welt erreichen. Doch vor dem letzten großen Krieg seines jungen Lebens heiratete Alexander mehrere Male unter anderem eine Prinzessin aus Balkh (Norden des heutigen Afghanistans). Als seine Familienplanung nun abschlossen war zog er über Afghanistan gen Indien und konnte dort riesige Gebiete erobern. Alexander erkrankte und kehrte zurück ohne das Ende der Welt erreicht zu haben. Mit weniger als 35 Jahren stirbt der Eindringling aus dem Abendland im Morgenland.

Was hat das alles nun mit Buddhismus zu tun? Mit Buddhismus hat das alles insofern zu tun, da die indischen Fürsten sich im Laufe der Zeit gegen die griechischen Besatzern formierten und sie nicht nur vertreiben, sondern auch viele weitere Gebiete ihrem Reich einverleiben konnten, unter anderem Blakh, Kabul bis Peschawar. Nach dieser Machtverschiebung wurde die Religion Zarathustras zum großen Teil aus diesen Gebieten verbannt und durch Induhismus und Buddhismus ersetzt. Die Statuen von Bamyan ist ein späterer Zeuge dieser Zeit. Erst der Islam wird viele Jahrhunderte später (ca. 800 n. c.) das Feuer der Gebetsstätte Zarathustras endgültig im Gebiet des heutigen Afghanistans erloschen, den Buddhismus in diesem Land ein Ende  bereiten und den Hinduhismus, zwar nicht ganz, aber für diese Gegend in die Bedeutungslosigkeit schicken.

  

Wer war Buddha ( Sanskrit „der Erwachte“, „der Erleuchtete“)

 

Vermutlich 600-1000 Jahren vor Christi Geburt, kommt Siddharta (Buddha) in einer wohlhabenden Herrscherfamilie in Nepal zur Welt. Der Sage nach soll ein Mensch gewordener Gottheit sein, der gekommen ist, um auf den richtigen und wahren Weg hinzu weisen. Während Zarathustra die alten Glauben seiner Vorfahren zeitgemäß reformieren wollte, begann auch der Brahmane Buddha die Religion seines Landes, die er für allzu Abergläubig hielt, zu erneuern. Er ist nicht aufgetreten, um eine neue Religion zu verkünden, sondern einen neuen Weg für die Religion seiner Väter aus der Dickicht der vielen unzähligen veralteten Traditionen aufzuzeigen. Auch der Prophet des Islams verkündete zu Beginn seiner Berufung zum Gesandten Gottes, dass er gekommen sei, um das Pfad von Moses und Jesus fortzusetzen. Von einer neuen Religion war nicht die Rede. Die Gebetsrichtung der Muslime war anfänglich Jerusalem und nicht wie später Mekka.

Doch nun zurück zu Buddha. Er wächst als einen Prinzen auf und darf alle Annehmlichkeiten seiner Zeit genießen. Der junge Buddha wird als ein nachdenklicher beschrieben, der früh über den Sinn des Lebens zu forschen beginnt und fest stallt, dass alles auf seiner Welt vergänglich war und die Menschen unendliches Leid erdulden mussten. Er sucht nun nicht das Vergängliche, sondern das Ewige und eine Lösung, das Leid ein Ende zu setzen.

Buddha verlässt bekanntlich sein königliches Leben und lebt fort an als Wandermönch. Doch nach einigen stellt er fest, dass nur Betten und körperliche Züchtigung nicht das erwünschte Ergebnis herbei führen. Im Laufe der Zeit lernt er, dass Leid dann entsteht, wenn der Mensch wünscht. Gier führt zum Unglück. Also kommt er zum Ergebnis, dass wer die Unwissenheit und sein Gier besiegt hat, der werde ein glückliches Leben führen können. Die Erlösung findet ein Mensch aber erst dann, wenn er nicht mehr geboren wird und erleuchtet in das Ewige heimkehrt.

Buddha selbst wird nach sieben Jahren der Suche während einer „wolkenlosen Nacht in den Kreis der Ewigen (Nirwana) aufgenommen“ und findet die Errettung.

Im Mittelpunkt der Predigt des Buddha stehen die „vier edlen Wahrheiten“: die edle Wahrheit vom Leiden, von der Entstehung des Leidens, der Vernichtung des Leidens und dem zur Vernichtung des Leidens führenden Weg. Dieser Weg ist „der edle achtteilige Pfad“: rechte Anschauung, rechtes Wollen, rechtes Reden, rechtes Tun, rechtes Leben, rechtes Streben, rechtes Gedenken und rechtes Sichversenken.

In Teilen Afghanistans insbesondere in Bamyan erlebte Buddhismus eine Blüte zeit. Auch entstanden hier die ersten vom Buddha selbst nie befürworteten ihn darstellenden Statuen des Religionsstifters durch griechische Kunst der Bildhauerei. Die Buddha Statuen von Bamyan sind in ihrer Bauweise und Größe einzigartige religiösen Kunstwerke der Welt und das historischkulturelle Erbe unserer in Afghanistan. Der Buddhismus verschwand endgültig aus Afghanistan als die Araber das Sasaniden Reich besiegten und ganze Region unter ihrer Herrschaft bringen konnten. Doch der Buddhismus hielt über den islamischen Mystik den Sufismus wieder Einzug in Afghanistan und ist bis heute Teil des kulturellen Alltags unseres Landes.

Der Islam

 „Gott ist schön und liebt die Schönheit“

 

Muhammad der Gesandte Gottes

 

Muhammad, der Prophet des Islam zog sich gerne in einer kleinen Höhle in den nahe liegenden Bergen seines Wohnortes in Mekka zurück und meditierte. Er selbst war überzeugt, dass ein Bote Gottes zu ihm gesprochen und ihn dazu auf gefordert hatte folgendes zu rezitieren: „Lese im Namen deines Herrn, der der Schöpfer ist“. In vielen Quellen heißt es zu diesem Vorfall: „Von dieser Begegnung völlig verstört kehrte Muhammad heim und bat seine Frau ihn trotz der unerträglichen Hitze mit Decken zuzudecken.“ Er kann es noch nicht wahr haben, dass wirklich Gott zu ihm gesprochen hat. Seine Frau Chadidja, tut, wie ihr geheißen und schickt nach einem Verwandten, einen Christen, der als Weise gilt.

Während dessen vernimmt Muhammad zum zweiten Mal die Stimme des Boten, der verkündet: „O Du zugedeckter, steh auf  und warne und preise Deinen Gott groß“. Muhammad kann es immer noch nicht verstehen was mit ihm geschieht. Seine Frau und der herbei geheilte Verwandte erklären ihm, dass er von Gott auserwählt sei, seine Botschaften zu verkünden. Muhammad selbst aber zweifelt noch. Er braucht noch einige Zeit bis er seine Aufgabe bewusst wird und sie annimmt.

Kurze Zeit später verkündet Muhammad auf dem Marktplatz seiner Stadt in Mekka, dass es nur einen Gott gibt und er sein Gesandter ist. Er verkündet, dass Gott allmächtig und allwissend ist, dass er gnädig und barmherzig ist, dass er der Schöpfer allen Seins ist und der Richter am Tag des Jüngsten Gerichts und, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und die Menschen gottfürchtig leben sollten.  Seine Landsleute haben Mitleid mit ihm, sie denken dass er verrückt geworden ist, doch er macht weiter. Weil er hohes Ansehen genießt und sein Großvater und Onkel zu geachtetesten Männer seiner Stamm Qureisch gehören, wird er nur belächelt und in Ruhe gelassen. Die Araber seiner Stadt glauben an viele Götter und betten sie in Kaba an, wo zahlreiche Götzen verehrt werden. Für sie ist es unmöglich nur an einen einzigen Gott zu glauben.

Je mehr Anhänger Muhammad findet um so mehr fühlen sich die Mächtigen der Stadt bedroht. Bis sie ihn nicht dulden wollen und seine Beseitigung planen. Muhammad kann indes nach Medina auswandern, wo er als Prophet Gottes anerkannt und akzeptiert wird. Acht Jahre später kehrt er nach Mekka zurück und kann die Stadt ohne Blutvergießen einnehmen. Was in Mekka und Medina im Einzelnen dem Gesandten Gottes widerfahren ist, kann hier nicht beschrieben werden. Doch soviel sei es gesagt, dass Muhammad in Mekka ein Prediger war, der die Menschen im Allgemeinen für mehr Mitmenschlichkeit ein lud und seinen Landsleuten, die sich über die Geburt eines Mädchens nicht sehr freuten und diese oft töten, die Botschaft Gottes brachte, dass Jungen und Mädchen vor Gott gleich sind. Er kämpfte dafür, dass die einfache Leute ihre Töchter nicht umbringen sollten und er hat sie auch überzeugen können.

In Medina war der Prophet aber nicht nur ein Prediger sondern auch ein Bürgermeister, der sich um die Politik kümmern musste. Aus diesem Grund meinen heute noch viele Fundmentalisten, dass der Islam von der Politik nicht zutrennen sei. Diesen Wandel, den der Prophet durchlaufen hat, kann auch im Koran belegt werden. Die Suren, die er in Mekka empfängt, sind lang und von allgemeiner Natur mit moralischem Inhalt. Die Suren, die in Medina zu ihm herabgesandt sind, sind kürzer, und beziehen sich auf konkrete Probleme des Alltags.

Der Prediger wird also zu einem pragmatischen Politiker, der eine ganze Stadt leiten muss und dabei seine Berufung, die Menschen zum Islam einzuladen nicht vergessen darf.

 

  Der Koran – die Botschaft Gottes

 

Der Koran gilt als das Wunder des Propheten. Für die Muslime ist der Koran das Wort Gottes, das durch Muhammad an die Menschheit gerichtet ist. Der Koran darf nicht inhaltlich verändert werden und bildet die wichtigste Glaubensquelle in der islamischen Welt. Die Koran Verse sind nach islamischer Überzeugung durch Erzengel Gabriel an Muhammad herabgesandt worden. Muhammad hielt die Korantexte und die darin verwendete Sprache für unnachahmbar. Arabisten sind heute unterschiedlicher Meinungen, manche sagen, Koran ähnliche Texte gab es und kann es auch weiter hin geschrieben werden, andere aber, der weit größere Teil, vertreten die Ansicht, dass die in Koran benutzte Still für damalige Zeit einmalig gewesen ist.

Der Islamwissenschaftler und Christ Philip Hitti behandelt in seinem berühmten Werk „Geschichte der Araber“ das Thema Koran recht ausführlich. Er schriebt (Es folgt eine wörtliche aus dem arabischen und persischen übernommenen Übersetzung. Anmerkung der Redaktion): „Es sollte euch nicht verwundern, in unseren heutigen Tagen einen Muslimen dabei zu beobachten, wie er ein Stück Papier vom Boden sorgfältig auf hebt, um es an eine sichere Stelle an einer Wand zu stecken, aus Furcht, es könnte (in seinen Zeilen) den Namen Gottes oder einen Vers aus dem Koran enthalten und dabei von Passanten mit Füssen getreten werden. Der Muslim sieht den Koran als Schrift Gottes an, deswegen erweist er ihm tiefe Ehrerbietung und heiligt ihn. Es ist das Wort Gottes, das der Erzengel Gabriel dem Propheten Muhammad übertrug: „Nur die sich gereinigt haben, dürfen ihn anfassen“ ( Sure Das Eintreffende).

Obwohl es heute in der Welt doppelt so viele Christen wie Muslime gibt, (dennoch) kann man behaupten, dass der Koran das Buch ist, das die Menschen am meisten lesen, weil er nicht nur ein Religionsbuch, sondern auch ein Lehr- und Wissensbuch ist, auf das sich jeder Muslim und jede Muslimin beim Erlernen der arabischen Sprache stützen.  Es gibt vom Koran keine offizielle Übersetzung in eine Fremdsprache außer der Übersetzung ins Türkische. Doch er wurde bereits, ohne Bevollmächtigung, in rund vierzig Sprachen, übersetzt. Die erste Übersetzung des Koran in eine Fremdsprache war in das Lateinische, die im zwölften Jahrhundert Petrus Cloni, bekannt als der Ehrwürdige, anfertigte. Er zielte mit dieser Übersetzung darauf ab, die islamischen Lehren zu widerlegen und den Propheten jeder Glaubwürdigkeit zu berauben. Die erste englische Übersetzung hingegen erschien im Jahre 1649 angefertigt von Alexander Ross, der sich dabei auf eine französische Vorlage stützte und nannte sie: „Koran des Mohammads – eine englische Übersetzung, angefertigt, um die Wünsche jener zu befriedigen, die von den Lügen der Türken erfahren wollen “.

Man findet im Koran nicht viele Verse, die beim Lesen Verwirrung hervorrufen, wie es in den Originalfassungen des alten Testaments der Fall ist. Die Gläubigen lernten am Anfang seine Suren und Versen auswendig. So dass, immer wenn es zu befürchten gab, dass diejenigen, die ihn auswendig konnten, infolge von Kriegen aussterben könnten, die Anweisung gegeben wurde, sie (Suren, Verse) zusammenzutragen. Die heilige Schrift wurde aus Palmwedeln und Tafeln aus weißem Stein sowie aus den Herzen der Menschen zusammengetragen. Also wurden  die verschiedenen Versatzstücke zusammengebracht und einander gegenüber gestellt, erst dann wurde der offizielle Korantext vollständig festgelegt. Dies war zu der Herrschaftszeit von Utman, neunzehn Jahre nach dem Tod des Propheten. Noch heute gilt diese Version als die kanonische Vorlage, daher ist es nicht erlaubt, etwas daraus auszulassen oder hinzu zu fügen. Davor waren andere Versionen im Umlauf, die wurden nicht für offiziell erklärt und daher vernichtet.

Die Koranverse wurden gezählt, das ergab: 6236 Verse, seine Worte wurden gezählt, das ergab 77934, auch seine Buchstaben wurden gezählt, das ergab 323621 Buchstaben. Der Koran ist das Herz der islamischen Religion und der Wegweiser zum Paradies, außerdem ist er ein wissenschaftlicher Abriss und ein politisches Manifest, das eine Reihe von Gesetzen und Vorschriften zur Regelung der Angelegenheiten eines Reiches auf Erden beinhaltet.

Es fällt auf, dass der größte Teil an historischen Ereignissen im Koran Beispielen im alten Testament entspricht. Von den Persönlichkeiten des alten Testaments, die im Koran Erwähnung finden, sind: Adam, Noah, Abraham(Sie wurden siebzigmal erwähnt), Ismael, Lot, Joseph und Moses (Sie wurden in vierunddreißig Suren erwähnt) sowie Talut (Saul), David, Salomo, Elija, Hiob und Jonas (Jonan). Die Geschichte der Schöpfung und Adams Sündenfall  fanden fünfmal Erwähnung. Die Sintflut wurde achtmal erwähnt, ebenso die Geschichte Sodoms. Von den Persönlichkeiten des neuen Testaments erwähnt der Koran ausdrücklich nur Zacharias, Johannes (den Täufer), Jesus und Maria. Bei den Versen, in denen Ausdrücke vorkommen wie: „Auge um Auge“, „ Kamel durchs Nadelöhr....“, „ Auf Sand bauen“ und „Jede Seele wird den Tod kosten“, handelt es sich anscheinend um alte semitische Sprüche und gemeinsame Redensarten der Hebräer und Araber, da sie im alten und neuen Testament vorkommen. Die Wunder, die der Koran Jesus zuschreibt wie: „Er spricht zu den Menschen in der Wiege“ (Sure: Die Sippe Imrans) und dass er erschaffen würde  „aus Ton etwas wie eine Vogelgestalt“, (Sure: Die Sippe Imrans) sind gewaltige Wunder, die nur in den nicht anerkannten Evangelien vorkommen, wie etwa in der Kindheitsevangelium.

Die islamische Religion ist dem Judentum, das auf dem alten Testament beruht, näher als dem Christentum und dem neuen Testament. Dennoch war seine Ähnlichkeit mit dem Christentum so groß, dass die Menschen ihn anfangs für eine christliche Erneuerung hielten, und nicht für eine eigenständige Religion. Zu denen zählte Dante in seiner „Göttlichen Komödie“.

Wer sich den Koran anschaut, stellt fest, dass die Suren nach der Länge und der Kürze geordnet sind . Die mekkanischen Suren, die um die neunzig sind, beziehen sich auf den Kampf des Propheten. Die zeichnen sich dadurch aus, das sie kurz, prägnant und zusammenfassend sind mit feurigem Stil und voller Empfindungen der Prophetie. Sie  haben zum Inhalt: den Beweis zur Einzigartigkeit Gottes, seine Eigenschaften, die ethischen Pflichten des Menschen und das jüngste Gericht. Die medinensischen Suren hingegen, die Muhammad in der siegreichen Zeit offenbart wurden, sind vierundzwanzig und machen rund ein Drittel des Koran aus. Die sind lang, ausführlich und reich an legislativem Inhalt. In denen kamen die Glaubenslehren sowie die Vorschriften des Gebets, des Fastens, der Wallfahrt und der heiligen Monate vor. In denen sind auch die das Alkohol, das Schweinefleisch und das Glücksspiel verbietenden Vorschriften, Vorschriften zur Organisation des Geldes und des Krieges, Anordnungen der Almosensteuer und des Heiligen Krieges (jihad) sowie Zivil –und Strafgesetze, die sich auf Mord, Rache, Diebstahl, Wucher, Ehe, Scheidung, Ehebruch, Erbe und die Freilassung von Sklaven beziehen. Was die Ehegesetze anbelangt, welche man im Westen viel zitiert, so bestimmen sie in Wirklichkeit die Anzahl der Ehefrauen und reduzieren diese (auf weniger) als es der Fall war. Die westlichen Kritiker halten das Scheidungsrecht für am meisten Abscheu hervorrufend, die Vorschriften, welche sich mit der Behandlung des Sklaven, des Waisen und des Fremden befassen, hingegen für die barmherzigsten und gütigsten. Der Koran lehrt, dass die Sklavenbefreiung eine gute Tat ist, welche Gott vom Menschen als Wiedergutmachung seiner Sünden gutheißt.

Der Koran ist ein lebendiges effektvolles Buch, mit großer Wirkung auf die Seelen, insbesondere wenn er in seiner Originalsprache rezitiert gelesen wird. Ein Teil seiner Wirkung auf die Seele liegt am schönen Formulieren, dem angenehmen Reimprosa, der Rhetorik, dem Klang der Wörter und der Eleganz. Es ist für einen Übersetzer schwierig oder sogar unmöglich, diese Charakteristika in einem schönen schöpferischen Stil in eine Fremdsprache zu übertragen. Der Koran ist aber kein dickes Buch, denn seine Länge überschreitet in Wirklichkeit nicht vierfünftel des neuen Testaments auf Arabisch. Allerdings sind der religiöse Einfluss des Koran im Islam und seine entscheidende Macht in den spirituellen und literarischen Angelegenheiten ein weiterer Aspekt  seiner Großartigkeit. Die Muslime, die üblicherweise Theologie, Recht und andere Wissenschaften als verschiedene Facetten einer und derselben Thematik ansehen, finden, dass der Koran  ihre Bedürfnisse in allen Hinsichten erfüllt; deshalb ist er für sie ein Lehrbuch, von dessen Quellen jeder nach modernem Wissen Strebende nutzt. In al-Azhar, der größten islamischen Universität der Welt, dient der Koran immer noch als Grundlage für das Lehr– und Erziehungsprogramm. Die Literatur verdankt dem Koran viel, was den Erhalt der arabischen Sprache betrifft, da ohne ihn ihre verschiedene Dialekte eigenständige Sprachen geworden wären, wie es mit den romanischen Sprachen passiert ist, die in ihren Anfängen Dialekte der lateinischen Sprache waren; während der Iraker heute Schwierigkeiten hat, die Umgangssprache des Marokkaners zu verstehen, braucht er sich keine Mühe zu geben, die geschriebene Sprache Marokkos zu verstehen.

Der Koran ist das Wort Gottes und das letzte offenbarte Buch. Er ist „nicht erschaffen“ worden. Jedes Zitat aus ihm wird mit (dem Ausdruck) „Der erhabne Gott spricht“ begonnen. Alles was er an wörtlichen oder sinnbildlichen Konstruktionen enthält, ist eine dem Original entsprechende Kopie vom Urbuch (umm al – kitab Mutter aller Bücher) – also von der ewigen Tafel, die im Siebten Himmel aufgehoben ist. Wenn es Wunder gibt, so ist der Koran das größte: „Und wenn sich die Menschen und die Geister zusammen getan hätten, hätten sie es nicht geschafft ein ihm ähnliches Buch zu erbringen.“

Islam in Afghanistan

 

Das mächtige Reich der Sasaniden, dem auch Teile der des heutigen Afghanistan angehörte, war in der Mitte des siebten Jahrhunderts besiegt. Die arabischen Heere zogen berauscht von ihren Siegeszügen weiter ins Landesinnere und wurden erst im Gebiet des heutigen Kabul und Kandahar mit erheblichem Widerstand der Hindu-Könige von Kabul konfrontiert. Ratbil-Schahan besiegten mehrmals die Eindringlinge und konnten ihr Land und Religion vorerst schützen. Doch blieb es ihnen später nicht übrig als den Kalifen von Damaskus Attribut zu zahlen. Ende des achten Jahrhunderts waren alle Widerstände gegen die islamischen Truppen zwecklos. Der Sieg wurde zuerst militärisch und im Laufe der Zeit auch kulturell vollzogen. Die Gesellschaft wurde nicht nur islamisiert, sondern auch arabisiert. Die arabische Sprache ersetzte die Persische. Die Herrschenden waren fort an Araber und alle andere ihre bediensteten. Die Vorstellung des Propheten, dass alle Muslime gleich seien war längst auf dem Weg von Medina nach Kabul verloren gegangen.

Für die arabischen Besatzern war weniger die Verbreitung der islamischen Grundsätze wichtig als das eigene Bereichern an Eigentum der besiegten. Es war für diese Region eine Zeit der Zerstörung ihres kulturellen Erbes. Erst Ferdawsi konnte die vollständige Arabisierung von Groß-Iran mit seinem Werk „Schahnama“ das Königsbuch geistig stoppen. In diesem werk, das aus rund 60000 Versen besteht, und in rund dreißig Jahren geschrieben worden war, erzählt der Großdichter die Kulturgeschichte seiner Vorfahren. Mit diesem Buch gibt er seinen Landsleuten wieder jenes Selbstbewusstsein, das notwendig ist, um gegen Fremde Herrschaft Aufstand leisten zu können. Das besondere in seinem Werk ist unter anderem, das er auf Persisch geschrieben wurde und die Anwendung von arabischen Wörtern auf ein Minimum reduzierte. Er zeigte zur welcher Glanz die persische Sprache in der Lage war.

Doch zurück zu den arabischen Heeren. Zur Zeit des dritten Kalifen waren der heutige Iran und Afghanistan fast vollständig besiegt. Der Islam sah ich in dieser Region mit unter anderem drei verschiedenen Religionen konfrontiert: Hauptsächlich mit der Religion von Zarathustura aber auch Hinduhismus und zum Teil Buddhismus. Die Menschen in dieser Gegend von zahlreichen Kriegen vor allem gegen die Römer ermüdet und durch allzu hohen Steuern völlig verarmt, waren des Kämpfens überdrüssig. Hinzu kam es, dass die Willkür der Priesterorden, die sich auf Zarathustra beriefen und nun im Reich enorm viel Macht besaßen die Menschen empfänglich für neue Ideen und Religionen gemacht hatten. Die Botschaften des Islams, die von Gleichberechtigung aller Menschen in einem Land sprachen und vor Gleichheit aller Menschen von Gott stießen bei den Ausgebeutelten auf fruchtbaren Boden.

Die Religion in sich und die Ideale dieses Glaubens regten weniger widerstand bei den Menschen an zumal die Araber weniger Steuern verlangten und Religionsfreiheit gewährten. Erst nach dem der vierte Kalif Ali ibn Abi Talib getötet wurde und die Ummayaden-Dynastie auf kam, änderte sich die Politik der Besatzer. Die Araber waren plötzlich nicht mehr wie alle anderen Menschen vor Gott gleich. Sie behaupteten sie seinen die Herrn und die anderen Menschen gerade gut genug, um ihnen zu dienen. Eine finstere Zeit der Willkür brach ein. In allen Gebieten gab es bewaffneten Widerstand gegen die Politik der Araber. Die Menschen in Kabul, ebenfalls zutiefst unzufrieden mit der neuen Situation, erklärten den Arabern den Krieg.

Agag bin Yusuf entsandte zum zweiten mal seinen Feldherr Abdulrahman bin Aschas mit dem Auftrag in die Region Kabul zu erobern, alle Männer der Stadt zu töten, die Frauen und Kinder zu versklaven und die Gegend ein für alle mal in Besitz zu nehmen. Der kluge Feldherr kam in die Region weigerte sich aber den brutalen Befehl auszuführen. Er überzeugte seine Soldaten, dass der Islam mit dieser Art der Unmenschlichkeit nichts gemein hätte. Weil er aber den Befehl des Kalifen nicht ausgeführt hatte fiel er in Ungnade und musste getötet werden. Die neuen arabischen Heere die herbei gekommen waren, um die schreckliche Mission des Kalifen durch zu führen, wurde von den einheimischen Truppen gedrängt und der Feldherr Abdurrahman, der in Gefangenschaft geraten war wieder befreit.

Der Widerstand der Menschen worden allerorts gegen die Willkür der Ummayaden-Dynastie sichtbar. Es war weniger ein Kampf gegen den Islam als Religion als vielmehr gegen die brutalen Besatzungstruppen. Die Umayaden-Dynastie konnte schließlich Mitte des achten Jahrhunderts mit Hilfe der Menschen aus Khorasan und den vielen unzufriedenen muslimischen Arabern ein Ende gesetzt werden. Ein einziger Mitglied der Ummayaden Familie schaffte es sich nach Spanien abzusetzen und dort mit Hilfe der marokkanischen Berbern dieses Land islamisieren.  Die neue Dynastie, Abasiden, nach einem Onkel des Propheten genannt und von seien Nachkommen gegründet, wählten Bagdad als ihre Hauptstadt und setzten die Willkür ihrer Vorgänger fort. Den nicht arabischen Muslimen ging es nicht besser. Obwohl Bagdad zu einem Zentrum der Wissenschaften und Kultur avancierte, zählten auch für die neuen Kalifen keineswegs die Vorsätze des Islam, die die Gleichheit aller Gläubigen und ein einfaches und gemäßigtes Leben lehrte. Die Kalifen von Bagdad lebten in noch nie da gewesene Luxus und verachteten so gut wie alle islamischen Pflichten. Diese Dekadenz kostete ihnen einige Jahre später die politische Macht. Die eigentlichen mächtigen waren alsbald die türkstämmigen Söldner, die später ihre eigene Dynastien gründeten. Nach den Abasiden sollte keine mächtige arabische Dynastie mehr entstehen. Die Religion des Islam aber blieb überall bestehen in vielen besetzten Gebieten bestehen, so auch in Afghanistan.

Die Religion Zarathustras war fast vollständig durch den Islam ersetzt, der Hinduhismus wurde zurück gedrängt und dem Buddhismus zog aus Afghanistan weiter Richtung China und noch fernere Ziele. Die Anhänger andere Religionen wurden keines Wegs durch Gewalt oder Zwang in den neuen Glauben eingeführt. Es war eher ein langwähriger Prozess, der natürlich dadurch begünstigt wurde, da die politische Macht nun den Muslimen in die Hand lag.

Die ersten nicht arabische Herrscher-Dynastie, die aus der Mitte der einheimischen die Macht über die weiten Teile dieser Region wieder an sich reißen konnte, war die sogenannte Tahiriden. Einige Zeit später gelang ein Mann namens Yaqub Leis Safar an die Macht und konnte endlich der Dominanz der arabischen Kultur zu Ende bringen. Als sein Hofdichter, wie es Brauch war, ihn auf arabisch lobpreiste, gab er dem Dichter den Befehl ihn auf seine Muttersprache und die Sprache des Volkes also Persisch zu huldigen und nicht auf eine Sprache, die er nicht versteht. Damit ging ein Ruck durch das Land und die eigene Sprachen wurden und damit Kultur lebten wieder auf. Der Krieger Yakub Leis Safar vollendete, was Ferdawsi und vor ihm eine Reihe von Namhafte Dichter begonnen hatten: die eigene Kultur und Sprache vorm Niedergang  zu retten. Weitere Dynastien, die nach einander in dieser Region an die Macht kamen, taten es gleich. Die Samaniden, die Gaznawiden, die Saldjukiden, die Khowarazmiden, die Ghoriden bis hin zu Timuriden von Herat achteten darauf trotz allem die eigene Kultur und Sprachen hochzuhalten. Der Islam als Religion wurde stets verehrt aber Arabisierung wurde  fortwährend bekämpft.

Dass die Taleban unterstützt durch die Wahabiten aus Saudiarabien die Buddha-Statuen zerstören ließen und die offiziellen Sprachen des Landes Paschto und Farsi-Dari (Persisch) durch Arabisch und Urdo ersetzen wollten, war unter anderem die Fortsetzung eben jenen alten Kulturkampfes, der seit der Einmarsch der Araber in dieser Regionen vor 1300 Jahren begonnen hatte und noch heute nicht geendet ist. Die islamischen Fundamentalisten werden heute von bestimmten kreisen aus Suadie Arabien und Pakistan unterstützt auch weil sie ihre wahabitische und damit ihr Verständnis von arabischer Kultur in Afghanistan durchsetzen wollen. Der Grund, warum konservative Kreise in Afghanistan darauf bestehen, dass Afghanistan eine islamische Republik genannt wird und jedes Gesetz in diesem Land „Islamkompatibel“ sein muss, liegt unter anderem auch an diese Strategie.                

Ein Ägyptischer Professor wurde bei einem Treffen von einem afghanische Gelehrten gefragt, warum die Ägypter, die ja keine Araber sind ihre Muttersprache vergessen haben. Der Ägypter hatte entgegnet: „Weil wir keinen Ferdawsi hatten“. Dieses Beispiel soll deutlich machen, dass die Menschen in der Region von heutigen Afghanistan, Iran usw. ihre alte Religionen zwar aufgaben ihre Sprachen und Kultur aber zu einem beträchtlichen Teil am Leben erhalten konnten. Ob sich das ändern wird, weiß nur Mitra, Shiva, Ahuramazda, Buddha oder Allah (Gott).      

 

 

 

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