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Von:Arezo Popal

 
 

Das Leben der afghanischen Frauen im Ausland

 
 
 

 Die afghanische Frau, die im Ausland aufgewachsen ist und lebt,ist eine moderne Frau, die sich der afghanischen und westlichen Weltals eine selbstbewusste Person präsentiert, die um die Wahrnehmungihrer entscheidenden Rolle in der im Ausland existierenden und ebenfalls von den Männern dominierenden afghanischen Gesellschaft kämpft und þnicht mehr damit einverstanden ist, als glänzendes Schmuckstück des þafghanischen Mannes zu gelten.

þSie ist gebildet, informiert und scheut sich auch nicht mehr davor, sich mit den dunklen und sie in ihren menschlichen Grundwerten erniedrigenden Gedanken und Machenschaften der zurückgebliebenen afghanischen Gesellschaft auseinander zu setzen, die sich nicht darum bemüht, sie als ein menschliches Wesen und nicht als ein Mittel zum Zweck zu betrachten.

þSie wehrt sich entschieden gegen die häusliche Gewalt, mit der sie zur Gehorsamkeit und Willenlosigkeit gezwungen wird, die Zwangsehe, die durch die Eltern zustande kommt und in den überwiegenden Fällen þausschließlich der Zufriedenheit der Eltern und der Verwandtschaft dient, und den überflüssigen Versuch seitens ihrer Familie ihr Leben, þfür das sie als eine erwachsene Person die eigentliche Verantwortung trägt, in jeder erdenklichen Hinsicht zu kontrollieren.

Als emanzipiertes und berechtigtes Mitglied einer in ihrer Entwicklung fortgeschrittenen Gesellschaft, in der unter dem Schutz des Gesetzes þeine Frau ein sicheres und menschenwürdiges Leben haben kann, þist sie unübersehbar daran interessiert, im Berufsleben Karriere zu þmachen und höhere Postionen zu bekleiden.

þSie beteiligt sich mit großem und lobenswertem Einsatz am Wiederaufbauprozess þihres durch den sinnlosen und nicht enden wollenden Krieg zerstörten Landes.

 

þWir dürfen aber nicht die im Ausland lebenden afghanischen Frauen vergessen, die ein isoliertes und armseliges Leben fern von der Gesellschaft, die uns bekannt ist, führen.

Sie leben in einer Parallelgesellschaft, beherrschen die Landessprache nicht und können sich deshalb auch nicht mit den anderen Menschen auf sprachlicher Ebene austauschen. Über die Möglichkeit, dass man kostenlos und mit geringem finanziellem Aufwand Sprachkenntnisse erwerben kann, sind sie meistens nicht informiert.

Sehr häufig werden sie von ihren Angehörigen bewusst über die  im Westen vorhandenen Bildungsmöglichkeiten im Unklaren gelassen, denn von klugen und gebildeten Frauen kann man nicht mehr die erwünschte Gehorsamkeit und Unterwürfigkeit erwarten, die in den Köpfen der meisten afghanischen Männer existieren.

þEs sind ihre Väter und Brüder, die bis zur Hochzeit mit dem Mann ihrer Wahl ihr Handeln und Denken bestimmen.

Nach der Hochzeit übernimmt dann der Ehemann die Verantwortung þfür ihr Leben, das im Grund genommen auch in der westlichen Welt nichts wert ist.

þAls stolzer afghanischer Mann verfügt der Ehemann über das alleinige und für  die afghanischen Verhältnisse legitime Recht über sie zu herrschen, denn er habe sie doch im Grunde genommen dadurch, dass er die astronomischen Kosten einer afghanischen Hochzeit in den Kauf genommen und sie geheiratet  habe, erworben.

þSelbstverständlich muss sie als die brave Ehefrau schweigend die Schikanen, Untreu und Schläge ihres Ehemannes ertragen und gedulden.

Ihre Stimme dagegen zu erheben würde bedeuten, sie sei  þeine unanständige Frau, die den für uns inakzeptablen westlichen Lebensstil þangenommen habe und deshalb unter enormer gesellschaftlicher und  familiärer Anstrengung des armen Mannes zu ertragen wäre.

þIhr Leben muss für alle Mitglieder der Gesellschaft ,in der sie verkehrt, erkennbar von den afghanischen Traditionen und kulturellen Sichtweisen geprägt sein, und sie muss allen Anderen unter Beweis stellen, dass sie  trotz der Tatsache, dass sie in einem westlichen Land aufgewachsen ist und  sich nicht mit der afghanischen Frau, die ihr ganzes Leben in Afghanistan verbracht  und unter dort herrschenden Umständen gelebt hat, identifizieren kann, eine durch und durch typische afghanische Frau ist und stets sein wird.

þFalls sie mit Widerwillen, Hartnäckigkeit und Forderung in Erscheinung treten sollte, als integriertes Mitglied der heutigen westlichen Gesellschaft in den Genuss ganz harmloser und menschlicher Freiheiten dieser Gesellschaft þzu kommen, dann müsse sie fest damit rechnen, eventuell mit ihrem wertvollen Leben dafür zu bezahlen.

þSie darf in der Anwesenheit der afghanischen Männer nicht ihr Können und ihre verborgenen Talente zur Show stellen, denn die Gefahr, dass sie anschließend unter den Afghanen als eine Person bekannt wird, die durch den Aufenthalt  im Ausland ihre wahre Identität, die ohne Zweifel afghanisch sein muss, verloren habe.

þÄußerungen, die den Beweis für die Weltoffenheit und hohes geistiges Niveau þeines Menschen erbringen, sind grundsätzlich verboten.

 

þGerade diese afghanischen Frauen, die in Überzahl unter uns weilen und darauf angewiesen sind, mit unserer Unterstützung und unserem Beistand den Weg in die lang ersehnte Freiheit zu finden, müssen endlich begreifen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, für seine Unabhängigkeit þund Freiheit unerschrocken und überzeugt zu kämpfen.

Die Zeiten, in denen sie der Ergänzung und Verschönerung des Erscheinungsbildes des afghanischen Mannes gedient haben, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zum Wohle ihres Ehemannes und ihrer Kinder zurückgesteckt haben, und ihre Unterdrückung als normaler Bestandteil des typisch afghanischen Lebens betrachtet haben, sind längst vorbei.

Wir dürfen nie die Hoffnung aufgeben, dass die im Ausland lebenden afghanischen Frauen, die durch widrige Umstände, die die afghanische Kultur mit sich bringt, und unter denen sie zu leben gezwungen sind, eines Tages doch noch in der Lage sein werden, die Möglichkeiten einer toleranter und westlichen Gesellschaft zweck des Schaffens besserer Lebensbedingungen zu ihrem eigenen Vorteil zu nutzen.

Der Prozess der Befreiung der afghanischen Frauen von den überholten Zwängen der afghanischen Kultur ist zwar schwierig und wird mit Sicherheit viele Opfer fordern, aber er muss unbedingt stattfinden, denn Afghanistan braucht ihre Kraft und ihr fachliches Wissen, um in absehbarer Zukunft ein friedliches und fortschrittliches Land sein zu können.

 

Arezo

Deutschland

Februar 2010

 

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5. Jahr         114 Ausgabe                     Februar  2010